Ein ganz normaler Freitag in Katharinas Leben. Die Tochter muss mit heftigem Nasenbluten aus der Schule abgeholt werden, der Nachbar verliert seinen Daumen am Rasenmäher, das Chaos regiert und all ihre Pläne werden ständig über den Haufen geworfen. Ihr Ehemann kommt nur am Wochenende vom Job nach Hause, sie versucht ihren Job, den Haushalt und zwei Kinder zu koordinieren. Mit Hilfe vieler Listen, die dann meistens doch unerledigt bleiben, weil irgendetwas sie zu neuen Listen zwingt. Dass sie gerade einen Knoten in ihrer Brust entdeckt hat, versucht sie zu verdrängen. Dieses eine Wochenende soll noch einmal normal sein, nächste Woche wird sie sich darum kümmern. Und trotzdem finden Ihre Gedanken immer wieder Wege, über ihre Vergangenheit und die Zukunft nachzudenken, das „was wäre wenn“ lässt sie nicht los.
Der Roman spielt nur an einem einzigen Tag, dank der Erinnerungen und Rückblicke lernt man nach und nach aber Katharinas ganzes Leben kennen. Immer wieder tauchen neue Fragmente auf, die sie als Figur plastischer werden lassen, der ganzen Geschichte neue Facetten bringen. In locker leichtem Ton wird eine Geschichte erzählt, die sich angenehm und entspannt lesen lässt, trotzdem aber weit entfernt von Seichtheit ist. In vielen Sätzen stecken ganze Geschichten, die einem manchmal erst im Nachhinein bewusst werden, wenn man über das gerade gelesene nachdenkt.
Mareike Krügel schafft den Balanceakt zwischen Unterhaltung und Anspruch meisterhaft. Unterhaltung muss nicht flach sein und anspruchsvolle Lektüre nicht immer harte Arbeit beim Lesen sein. Das zeigt sie mit „Sieh mich an“.
„Sieh mich an“ von Mareike Krügel in der Stadtbücherei.