Hat der aktuelle Hype um Drachen-Bücher euch gepackt oder eine alte Liebe für das Thema Drachenreiter:innen wieder aufleben lassen? Auf mich trifft Letzteres zu und ich habe zugegebenermaßen ziemlich hohe Ansprüche, die von einigen beliebten Büchern leider schon enttäuscht wurden. Entsprechend vorsichtig bin ich inzwischen mit meinen Erwartungen, aber „So let them burn“ wird seinem Titel gerecht: Ich bin Feuer und Flamme für dieses Buch, seine Welt und seine Figuren.
Was passiert eigentlich mit der Auserwählten, nachdem sie die Welt gerettet hat?
Die Inselnation San Irie litt unter der Kolonialherrschaft des Imperiums Langley, dessen Armee aus Drachenreiter:innen niemand etwas entgegensetzen konnte. Bis die Gottheiten von San Irie sich zusammentaten, die dreizehnjährige Faron auserwählten und ihr göttliche Kräfte verliehen. Dank ihr gelang es, Langley zurückzuschlagen und die Inseln zu befreien.
Fünf Jahre später wird Faron immer noch verehrt, doch die Erfahrungen des Krieges haben bei ihr ebenso tiefe Narben hinterlassen wie bei allen anderen Einwohner:innen von San Irie. Als die Königin verkündet, Handelsverträge mit den benachbarten Nationen schließen zu wollen und auch Langley zu den Verhandlungen einzuladen, ist Faron von Anfang an nicht begeistert. Die Stimmung auf dem Treffen ist angespannt und die Lage droht zu eskalieren, als einer der langlishen Drachen Farons ältere Schwester Elara als seine Reiterin auserwählt. Eine untrennbare Verbindung, die Elara zwingt, mit dem Drachen und seiner zweiten Reiterin nach Langley zurückzukehren. Mit Elara als Geisel hat Langley auf einmal Macht über die wichtigste Beschützerin von San Irie und Faron muss alles daran setzen, einen Weg zu finden, um ihre Schwester zu retten. Elara findet sich in einem fremden Land wieder unter den Menschen, die ihre Heimat zerstört haben – doch irgendwann muss sie sich fragen, ob die Drachenreiter:innen vielleicht auch etwas anderes sein könnten als ihre Feinde.
Vielschichtige Figuren und wichtige Themen
Allein die Idee, die Geschichte einer Auserwählten nach dem Happy End zu erzählen, finde ich großartug. Man erfährt erst nach und nach, was alles während des Krieges passiert ist und wie tief die Narben sind, die er hinterlassen hat – physisch und psychisch. Kolonialismus ist ein zentrales Thema von „So let them burn“: Seine Folgen, die Befreiung davon und die Frage, ob es jemals Gerechtigkeit geben kann, wenn eine Nation einer anderen so viel genommen hat.
Gleichzeitig unterteilt Kamilah Cole die Figuren nicht eindimensional in gut und böse. Elaras bester Freund Reeve ist der Sohn des Kriegsfürsten, der San Irie beinahe mit seinen Drachenreiter:innen zerstört hätte. Nur weil Reeve sein Heimatland verraten und Faron und Elara geheime Kriegspläne gebracht hatte, konnten sie den Krieg gewinnen. Eine Tatsache, mit der Faron sehr zu kämpfen hat, weil sie fest entschlossen ist, in Reeve nur die Verkörperung des Imperiums zu sehen, das ihr beinahe alles genommen hätte. Aber um Elara zu retten, müssen die beiden zusammenarbeiten und sie muss hinterfragen, ob die Welt wirklich so schwarz-weiß ist…
Ein Jahreshighlight!
Dieses Buch hat mich von der ersten Seite an gefesselt. Das ist zum Einen den Figuren zu verdanken, die mit ihren Motiven und Konflikten so vielschichtig sind und im Laufe des Buchs lernen müssen, alles zu hinterfragen, was sie zu wissen glaubten. Auch die Art und Weise wie Kolonialismus, Imperialismus und Rassismus behandelt wurden, hat mich beeindruckt. Es wirkt zu keinem Zeitpunkt belehrend, sondern ist eng mit der Geschichte verwoben und auch wenn es eine Fantasy-Welt ist, habe ich einige Denkanstöße mitgenommen. Die Tatsache, dass Queerness als etwas ganz Normales behandelt wird und es sogar zwei queere Lovestories gibt, war für mich noch ein schöner Bonus.
„So let them burn“ ist für mich ein absolutes Jahreshighlight und ich freue mich schon sehr auf den zweiten (und letzten) Band.