Bis Ende April: Mitmachen und die Bibliothek der Zukunft entwickeln
Die Besucherinnen und Besucher des neuen Pop-up-Raums der Stadtbücherei in der Plattnerstraße 14 mit dem Namen “360° Stadtbücherei Würzburg: Dritter Ort. Zweites Zuhause“ scheinen sich von Beginn an wohl zu fühlen: Mit dem Ende des offiziellen Teils der Eröffnung starteten sogleich entspannte, informative und möglicherweise kreative Gespräche. Oberbürgermeister, Kulturreferent, Sozialreferentin, Bibliotheksleiterin und die Professorin selbst blieben nach dem offiziellen Fototermin gleich an Ort und Stelle sitzen, um sich auszutauschen. Währenddessen ließen sich die Besucherinnen und Besucher auf spielerische, kreative Prozesse ein oder probierten neue digitale Techniken aus.
Meilenstein auf dem Weg zur neuen Bibliothek
„Raum der Begegnung zwischen Wort und Menschen“, nannte Oberbürgermeister Christian Schuchardt den Pop-up-Raum dann auch bei der Eröffnung. Er freute sich über die neue Art der Ansprache, die zu erwartenden Ergebnisse des „Denkens außerhalb der Box“, auf die Neuerfindung der Stadtbücherei – und vielleicht auch der Stadt. Denn der Raum soll als „Bibliothekslabor der Zukunft“ fungieren, in dem neue Ideen ausprobiert werden können – von der Gestaltung der Räume über unterschiedliche Veranstaltungsformate, digitale und kreative Angebote bis zu partizipativen Aktionen. Er soll die Aufmerksamkeit auf bestehende und mögliche neue Angebote der Stadtbücherei lenken. Vor allen Dingen aber ist der Raum, der nur drei Monate lang an dieser Stelle zu finden ist, ein Meilenstein auf dem Weg zur Entwicklung der Würzburger Stadt(teil)büchereien hin zu einem „Dritten Ort“, wie es die Stadtteilbücherei am Hubland schon vorlebt.
Der „Dritte Ort“ versteht sich als Ort der Gemeinschaft, an dem man sich zu Hause fühlt, ein frei zugänglicher Ort, der für den Nutzer wichtig ist. Nun soll der Raum alle dazu animieren, die Zukunft der weiteren Stadt(teil)büchereien aktiv zu planen. Dieser Aufruf ist in einem Schaufenster der Plattnerstraße 14 zu lesen und – wörtlich zu nehmen. „Bereits die Entwicklung der Stadtteilbücherei Hubland wurde unter Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger durchgeführt“, erklärte Martha Maucher, Leiterin der Stadtbücherei. „Zwischenzeitlich hat dies eine Fortsetzung gefunden.“ Seit nunmehr fast zwei Jahren arbeitet ihr Team am Bibliotheksentwicklungsplan, der von der Kulturstiftung des Bundes gefördert wird. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bücherei haben sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert, Profile gestaltet, sich in Lebenssituationen hineinversetzt, Interviews durchgeführt.
Ein wichtiger Meilenstein in diesem Prozess ist nun der Pop-up-Raum in der Plattnerstraße: „Wir möchten wissen, welchen Dritten Ort sich die Menschen wünschen und wie das soziale Miteinander der Gesellschaft gefördert werden kann“, so Maucher. Mitten in der Innenstadt wird der Raum von Februar bis Ende April 2022 als „Bibliothekslabor der Zukunft“ fungieren, in dem neue Ideen ausprobiert werden können – von der Gestaltung der Räume über unterschiedliche Veranstaltungsformate, digitale und kreative Angebote bis hin zu partizipativen Aktionen; er soll die Aufmerksamkeit auf bestehende und mögliche neue Angebote der Stadtbücherei lenken. Nicht zuletzt lädt der Ideenraum zum Verweilen, zur Begegnung, zu Gesprächen und zum Genießen oder einfach nur zum Dasein ein.
Gegliedert ist der Raum in thematische Schwerpunkte: den Denk-, Lern-, Kreativ-, Bühnen- und Wohn-Raum. Im Denkraum soll darüber nachgedacht werden, was es braucht, um die Stadtbücherei als einen Dritten Ort zu gestalten und mit Leben zu füllen. Im Kreativraum stehen im Vordergrund der Austausch von Fähigkeiten, andere Menschen kennen zu lernen, Gruppen zu bilden und Erfahrungen auszutauschen. Der Lernraum bietet digitale Techniken zum Ausprobieren: 3D-Drucker, Virtual-Reality-Brillen, Robotik, Gaming, also neue Inhalte und neue Formen des Lernens. Wer mag, kann aber auch ohne den Einsatz digitaler Technik in der Werkstatt kreativ werden. Der Bühnenraum steht Kleinkunst, Musik, Lesungen, Vorträgen, Diskussionen offen und lebt vom Mitreden, Mitwirken und Selbermachen, Diskutieren, Sprechen, Musizieren, Tanzen. Und schließlich der Wohnraum: Die Menschen sollen sich in den Räumen der Stadtbücherei wohlfühlen. Daher soll die Aufenthaltsqualität gestärkt und für Wohlfühlatmosphäre und Behaglichkeit gesorgt werden – wie im eigenen Wohnzimmer. Im „öffentlichen Wohnzimmer“ kann jeder verweilen, sich begegnen, Gespräche führen, sich zurückziehen, Ruhe finden oder die Gedanken schweifen lassen.
Die Gestaltung, das Design der „Räume im Raum“ ordnet sich diesen Zielen unter und befördert Austausch, Kreativität und lockeres Zusammensein. So wählte das Studio für Design und Architekturen Drasdos bewusst die „hässlichen weißen Plastikstühle, die aber auch in anderen Ländern genutzt werden, die sich stapeln, umstellen lassen, im Freien aufgestellt, oder sogar zum Rollstuhl umgebaut werden können“, erklärte Professorin Katharina Drasdo. Nachhaltigkeit war ihr ein weiteres Anliegen. „Ich könnte Ihnen erzählen, dass das Bücherregal ein teures Wandobjekt ist. Tatsächlich wurden Matratzen dazu umfunktioniert.“ Damit setzt sie ein kluges Zeichen für das, was im Pop-up-Raum entstehen soll: „Altes neu erfinden, sich kreativ Gedanken machen und an und mit bestehenden Objekten produktiv arbeiten.“ Geplant sind im Pop-up-Raum feste Formate wie eine Medienwerkstatt, eine Kinderwerkstatt, eine Kreativwerkstatt (immer donnerstags von 17 bis 19 Uhr), eine Kleinkunstbühne, Lesungen, Workshops, Quiz- und Spieleabende. Das Programm ist als „work in progress“ zu verstehen, Ideen für Veranstaltungen sind willkommen.
Öffnungszeiten: bis Ende April 2022, Dienstag bis Freitag 11-17 Uhr, Samstag 11-15 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Die Internetseite zum Projekt mit dem Programm www.360grad-stadtbuecherei-wuerzburg.de. Für Ideen zum Mitmachen: stadtbuecherei.Dritterort@stadt.wuerzburg.de.