Gastbeitrag unserer Praktikantin Gloria

Genau diese oder ähnliche Fragen bekomme ich häufig gestellt, wenn ich anderen erzähle, was ich studiere. Vermutlich werden sich hier Personen, die bereits in einer Bibliothek gearbeitet haben, ein Grinsen nicht verkneifen können. Denn auch wenn es in Bibliotheken viele spannende Aufgaben gibt – stundenlang Bücher zu lesen, gehört nicht dazu.

„Bibliothek & digitale Information“, „Bibliotheks- und Informationswissenschaft“ oder auch „Bibliothek- und Informationsmanagement“ – all diese Studiengänge in verschiedenen Teilen Deutschlands bilden unter anderem für die Tätigkeit in einer Bibliothek aus. Aber was lernt man überhaupt im Studium – und wie sieht die Arbeit in einer Bibliothek nun wirklich aus?

Ein Bild vom Wintergarten im 1. Stock des Falkenhauses.
Ein Bild vom 1. Stock des Falkenhauses, in dem mehrere Bücherwagen stehen.

Ein paar schöne Motive der Stadtbücherei im Falkenhaus, die während dem morgentlichem Einstellen entstanden sind. Die scheinbar bekannteste Arbeit in einer Bücherei. 😉 Während das in der Stadtbücherei alle mal übernehmen können, gibt es an der Universitätsbibliothek Personen, zu deren fester Arbeit dies gehört: die Magaziner:innen!

Das kann man studieren

Im Gespräch mit verschiedenen Kolleg*innen habe ich festgestellt, dass sich die scheinbar ähnlichen Studiengänge in manchen Bereichen doch sehr unterscheiden. Daher kann ich als Studentin im zweiten Semester, nur über meine bisherigen Erfahrungen an der Hochschule für den öffentlichen Dienst in Bayern sprechen.

In Leipzig und Stuttgart studiert man so beispielsweise insgesamt sieben Semester, während das bayerische Studium nur sechs Semester andauert, von denen zwei wiederum an einer wissenschaftlichen Bibliothek (zum Beispiel an einer Universität) stattfinden. Ich studiere also dual und befinde mich gleichzeitig im Beamtenverhältnis auf Widerruf. Schaut euch doch gerne mal für weitere Informationen den Flyer meiner
Hochschule
an oder stöbert für ein paar Eindrücke auf der Website des Bibliotheksportals!

Fach-Datenbanken statt Unterhaltungsliteratur – die wissenschaftlichen Bibliotheken

Dort findet man bereits viele spannende Einblicke in die Bibliotheksarbeit und die theoretischen Module des Studiums. Vielleicht ist euch auch aufgefallen, dass es dabei neben den öffentlichen Bibliotheken (wie der Stadtbücherei Würzburg), die in unserer Gesellschaft wesentlich präsenter sind, auch um das wissenschaftliche Bibliothekswesen geht. Grund für diesen scheinbar weniger sichtbaren Bereich ist die Zielgruppe jener Bibliotheken, welche zum Großteil Studierende, Dozierende oder Forschende sind. Das sind die Nutzenden, mit denen ich mich nach meinem Studium beschäftigen werde, da sich der Studiengang – zumindest in Bayern – vor allem auf wissenschaftlichen Einrichtungen konzentriert.

Nicht nur die Spitze des Eisbergs – ein vielseitiger Arbeitsalltag

Ein Bild des Auskunftsplatzes in der Stadtteilbücherei Versbach mit einem Tisch und einem PC.
Wie die Universitätsbibliothek hat auch die Stadtbücherei (Stadt-)Teilbibliotheken. In Versbach war ich bei einem sogenannten Kamishibai dabei. Das ist eine Art Bilderbuch-Theater bei dem Kindern vorgelesen wird. Veranstaltungen zu organisieren und unterstützen hat mir super viel Spaß bereitet und gehört außerdem fest zur Arbeit in der Stadtbücherei. © Stadtbücherei Würzburg

Falls es euch wie mir vor meinem Studium ging und euch wissenschaftliche Bibliotheken eher unbekannt sind, möchte ich gerne einige Tätigkeiten vorstellen, die ich in der Theorie bereits lernen durfte und in den letzten Monaten während meines Praxissemesters vertiefen konnte, sodass ihr eine bessere Vorstellung von dem dortigen Berufsalltag bekommt.

Was mich am meisten überrascht hat, war, wie abwechslungsreich der Beruf ist! Das ist mir nicht nur während meiner Zeit an der Bibliothek der Julius-Maximilians-Universität, welche meine Ausbildungsstelle darstellt, aufgefallen, sondern ebenfalls in den letzten drei Wochen, in denen ich mein Kurzpraktikum an der Stadtbücherei Würzburg absolvieren durfte und in dessen Rahmen ich hier auf dem Blog einen Artikel schreiben darf.

An folgendem Beispiel möchte ich diese Diversität veranschaulichen:
Stellt euch vor, eine Studentin schreibt ihre Abschlussarbeit und sucht nach passenden Informationsquellen Ihre Recherche nach Literatur sollte im Bibliothekskatalog ihrer Universität beginnen. Doch wie landen dort überhaupt die ganzen Medien? Richtig dafür ist eine Abteilung der Bibliothek zuständig.

Die Katalogisierung sorgt dafür, dass alle Medien einheitlich in einem System erfasst und so eingepflegt sind, dass sowohl die eigene Bibliothek damit arbeiten kann als auch andere Büchereien darauf zugreifen können. Dabei gelten zum Aufnehmen der Daten je nach Medium – ob handschriftliches Buch, Online-Zeitschrift oder Karte aus dem 18. Jahrhundert – ganz unterschiedliche Regeln. Ob die Studentin nun noch einen Anschaffungsvorschlag für ein E-Book tätigt, eine Veranstaltung zur Informationskompetenz besucht, für sie ein Zeitschriftenartikel aus dem Ausland über die Fernleihe beschafft wird oder nur Säumnisgebühren aufgrund einer abgelaufenen Frist zahlen muss – all diese Tätigkeiten stellen Arbeitsbereiche in einer (wissenschaftlichen) Bibliothek dar.
Auf jene sollen uns die theoretischen Module letztendlich vorbereiten, sodass wir später die Möglichkeit haben, in ganz unterschiedlichen Abteilungen zu arbeiten – von der IT bis zur Verwaltung historischer Handschriften.

Bibliotheken gehören der Vergangenheit an? – ein Blick in die Zukunft der Informationswelten

Gloria steht im Level3 des Falkenhauses vor einem 3D-Drucker
Auch Medienpädagogik und das Thema Digitalisierung sind wichtige Bestandteile bibliothekarischer Arbeit. © Stadtbücherei Würzburg

Die Aufgaben und Themengebiete in den Bibliotheken sind vielfältig. Ich hoffe, das ist euch mittlerweile aufgefallen. Zusätzlich entwickeln sich immer wieder neue Gebiete, wie die Digitalisierung der Leitmedien oder die Hilfe von künstlicher Intelligenz bei der Recherche. Gleichzeitig wandelt sich auch das, was man unter dem Beruf in der Bibliothek versteht. Unsere Aufgabe wird es also sein, zum einen kulturelle Angebote wie „Literatur live im Falkenhaus“ oder „#einzigartig“ an der Universitätsbibliothek Würzburg zu
erhalten – und zum anderen neue Entwicklungen wie die Onleihe oder die Bibliothek als „Dritten Ort“, also als öffentlicher Raum zum Lernen, Treffen und Wohlfühlen, mitzugestalten.

Tägliches Bücherlesen bleibt übrigens auch weiterhin nicht Teil unseres Arbeitsalltags – zumindest nicht während der Arbeitszeit. 😉

Gloria

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„Bibliothekarin? Du liest also den ganzen Tag Bücher?“

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