Mit “The Stolen Heir”, beziehungsweise auf Deutsch „Elfenerbe“ kehrt Holly Black zurück in die Welt ihrer erfolgreichen „Elfenkrone“-Trilogie und überzeugt erneut mit einer Antiheldin als Protagonistin.
„Elfenkrone“ drehte sich um das Menschenmädchen Jude, das mit ihren Schwestern in die Welt der Elfen (beziehungsweise Faeries) entführt wurde. Dort kämpft sie nicht nur um Respekt, sondern bald auch um ihr Überleben. Eine mitreißende Reihe, die man allerdings nicht zwingend gelesen haben muss, um der Handlung von „Elfenthron“ folgen zu können. Bei mir war das so lange her, dass ich mich an viele Ereignisse nur vage erinnern konnte, aber alle wichtigen Dinge wurden nochmal gut erklärt.
Eine Hauptfigur dieser Duologie ist Oak, der Bruder von Jude. Die andere ist Suren, eine Elfe, die in der Original-Trilogie bereits einen (etwas verstörenden) Gastauftritt hatte. Sie wurde von ihren Eltern wie ein Hund an einer Leine geführt. Nachdem es Suren gelungen ist, vor ihrer grausamen Elfenfamilie und deren Misshandlungen zu fliehen, lebt sie wild in einem Wald in der Menschenwelt, immer versteckt, immer voller Angst, gefunden zu werden. Bis Oak auftaucht, der Prinz von Elfenheim. Er braucht ihre Hilfe, um den Wiederaufstieg von Surens Mutter und ihrer grausamen Gefolgschaft zu verhindern. Suren, die gelernt hat, niemandem zu vertrauen, schließt sich ihm nur widerwillig an. Während sie sich gemeinsam den Gefahren auf dem Weg zum Schloss ihrer Mutter stellen, fällt es ihr allerdings immer schwerer, seinem Charme zu widerstehen… Aber wie können sie einander vertrauen, wenn sie noch Geheimnisse voreinander haben?
Antiheldinnen als Protagonistinnen
Was mich an der Elfenkrone-Trilogie besonders fasziniert hat, war die Protagonistin Jude. Sie ist zwar ein Mensch, aber dadurch, dass sie unter den grausamen Elfen aufgewachsen ist, wurde sie rücksichts- und teilweise skrupellos, um sich verteidigen zu können. Suren hingegen ist zwar eine Elfe, ist jedoch eine Zeitlang bei einer menschlichen Familie aufgewachsen, ehe ihre Elfenfamilie sie entführt hat. Obwohl sie nach außen furchteinflößend aussieht mit spitzen Zähnen und blauer Haut, ist sie in vielen Dingen erstaunlich menschlich. Und sie macht Jude Konkurrenz, wenn es um traumatische Kindheitserlebnisse geht… Das führt dazu, dass sie wirklich niemandem vertraut und hinter jeder Nettigkeit eine Falle vermutet – was zugegebenermaßen genau die Art der Elfen ist. Nur Oak scheint anders zu sein. Aufgewachsen in einer Familie, die ihn liebt und umsorgt, hat er einen ganz anderen Blick auf die Welt und gerade das macht die Interaktion mit Suren so spannend. Die Entwicklung der beiden und ihrer Beziehung zueinander ist sehr gut nachvollziehbar, bis hin zum nervenaufreibenden Finale, über das ich nicht zu viel verraten möchte.
Ich bin außerdem großer Fan davon, wie Holly Black die Andersartigkeit von Elfen zu Papier bringt. Sie unterscheiden sich von Menschen eben nicht nur durch spitze Ohren, Hufe, Zähne oder blaue Haut, sondern auch durch ihre Gefühle, die manchmal nicht so einfach nachzuvollziehen sind. Trotzdem habe ich sowohl Suren als auch Oak gleich in mein Herz geschlossen und kann es kaum abwarten, bis endlich Band 2 erscheint.
Neugierig geworden?