Dieser Text erschien ursprünglich auf der Seite des Internetcafés “Von Senioren für Senioren”

Meine Mutation vom dinosaurier zum “jetzt gehöre ich auch dazu…“

Hoch motiviert begann ich mit meinem geschenkten „smartie oldy“ erste Nachrichten zu verschicken und wurde auch prompt mit Antworten, flotten Sprüchen, tiefen Lebensweisheiten und amüsanten Filmchen und Bildchen beglückt. Ein Herbstfilmchen gefiel mir so gut, dass ich es prompt weiterleitete und bekam dafür ein „Spitze Moni“. Ach, wie tat das meinem alten „Dinosauriergemüt“ gut… Endlich dazugehören, endlich kein dino mehr!

Außerdem nahm ich amüsant zur Kenntnis welch eine tolle Kontrolle ich über die Abendgestaltung meiner Mädels hatte. Fast alle, bis auf die Jüngste waren um 21.30 online, na so was…… Was ging das mich an, aber gut so……

Auch die Hilfsbereitschaft der „surfer“ in der Straßenbahn berührte mich zutiefst. Hatte einfach mal eine Frau angequatscht, in einer kurzen Tipplücke ihrerseits, und gefragt, wie man denn all die vielen Bildchen wieder löschen könnte, die den Speicher belegen. Bereitwillig bekam ich von meiner Strabamitfahrerin alles gezeigt, eine andere klickte sich in das Helfergespräch mit tollen Ergänzungen ein, eine Dritte amüsierte sich leise schmunzelnd, ich übrigens auch….. so kommt man also heute in spannenden Austausch in der sonst so stillen Straßenbahnfahrt, wo jeder nur über seinem „smarty“ gebeugt sich die Fingerchen wund tippt – und noch dazu zu kostenlosen Smartphoneunterricht!!!! Klasse.

Hoch motiviert kam ich in der Stadtbücherei im Falkenhaus Würzburg zum ersten Lernwerkstattkurs „Dein Smartphone – Das unbekannte Wesen…“ an. Der sympathische Seniorenhelfer begann uns erst über die hohe Suchtgefahr des kleinen „smarties“ aufzuklären, vor allem über die Gefährdung von Kindern und Jugendlichen mit bleibenden körperlichen Schäden wie jetzt schon erwiesener Kurzsichtigkeit, ebenso geistigen Schäden wie abnehmende Intelligenz, von seelischer Verarmung ganz zu schweigen.

Zwei Großmütter explodierten beinahe, als er wagte gar Herrn Prof. Spitzer zu zitieren. Beide verteidigten vehement den Smartphonegebrauch ihrer Enkel, die schließlich keinesfalls vom Fortschritt der Zeit ausgeschlossen werden dürften und außerdem seien die Kids ja schon geradezu perfekt, viel besser als die armen Omas, weswegen sie schließlich da wären… nämlich um jetzt wenigstens so gut wie die Enkel zu werden… Nun der liebenswerte Seniorenhelfer ließ sich nicht beirren, hob nochmal ernsthaft den Zeigefinger für die Verantwortung der Großeltern zum Schutz ihrer Nachkommen… Dann ging es weiter.

Wir wurden ausführlich auf die Macht und die Gewinne von google und co hingewiesen… Diese Zahlen sprengten geradezu mein Vorstellungsvermögen. Dann ging es ans Verständnis für das Innenleben eines smartphones. Ich holte tief Luft, stellte meine Ohren auf Durchzug, denn schließlich wollte ich mein Gehirn nicht überlasten, ehe wir zum Thema kämen. Nämlich wie verschicke ich „soziale Nachrichten“, wie telefoniere ich, wie lege ich Terminkalender an, wo finde auch ich hübsche Filmchen und Bildchen, um andere zu beglücken… die Zeit verran, schon weit über eine Stunde war vergangen, ah, da kam was Interessantes.

Wie komme ich ins Internet und wie geht das mit dem Wlan-Schlüssel. Also alle Beteiligten, außer mir natürlich, kannten sich bereits bestens aus. Wo war ich gelandet, ein Einsteigerkurs war das niemals. Saskia versuchte mir beizustehen, danke dafür… dann kam der Terminkalender. Klasse, in Zukunft überall dabei, und keine vergessenen Geburtstage mehr… Nehme mir im Stillen vor, dem Seniorenhelferverein „Internet von Senioren für Senioren“ beizutreten. 5 Stunden und ich werde perfekt sein… Die Zeit ist um, auf wiedersehen nächste Woche.

Zuhause gleich alles eingeübt. Terminkalender für das ganze Jahr angelegt. Zum „netzwerkeln“ nicht mehr gekommen. Das „smarty“ hat mich heute schon weit mehr als 3 Stunden in Beschlag genommen und ich werde meinen Zeitaufwand von Anfang an klar kontrollieren, da bin ich eisern…

Frei nach einem Schreiben von Monika Ströbl an ihre Freundin Saskia, die sie in der Lernwerkstatt der Stadtbücherei Würzburg anmeldete und begleitete.

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Gastbeitrag: Erlebnisse einer jungen Silversurferin
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