„Das Fell des Bären“ spielt in der Abgeschiedenheit eines kleinen Bergdorfs in den Dolomiten. Der zwölfjährige Dominico lebt alleine mit seinem Vater Pietro, einem Tischler in ärmlichen Verhältnissen. Die Mutter ist vor zwei Jahren verstorben. Der Schmerz über den Verlust seiner geliebten Frau hat aus Pietro einen verbitterten, trunksüchtigen, einsamen und kaltherzigen Vater gemacht. Dominico, der sich nach der väterlichen Liebe sehnt, fristet in der Schule als Streber, wie sein Vater in der Dorfgemeinschaft als Eigenbrötler, ein Leben als Sonderling. Über dem Dorf schwebt der Schrecken eines wütenden Bären, der sogar schon Kühe gerissen haben soll, den aber bisher nur wenige wirklich gesehen haben.  

Der Mythos eines Monsters geistert in den Köpfen der Dorfgemeinschaft, dem sich Pietro nun nach seiner allabendlichen Zeche im dörflichen Gasthaus stellt. Pietro schließt eine Wette mit den Männern des Dorfes ab, dass er den Bären erlegen wird. Ihm werden daraufhin tausend Lire Belohnung versprochen. Nun beginnt ein vermeintliches Abenteuer in der Kargheit und unberührten Natur der Dolomiten, die zusehends zu einer ganz besonderen Vater-Sohn-Beziehung heranreift. Mit jedem Schritt in die Wildnis, fort von der Zivilisation, beginnt eine stückweise Annäherung zwischen Pietro und seinem Sohn Dominico. Pietro erwacht langsam wieder zum fürsorglichen Vater, bricht das Eis des Schweigens und erzählt seinem Sohn von den glücklichen Zeiten die er einst mit seiner Mutter hatte. Er lehrt ihn auch das Jagen. Dominico ist glücklich über das Vertrauen, dass ihm sein Vater entgegen bringt und hofft, dass sich mit der Erlegung des Bären alles nun zum Besseren wenden wird und er gemeinsam mit seinem Vater heldenhaft ins Dorf zurückkehrt.

Diesen Roman, der im letzten Herbst auf Deutsch erschienen ist, kann man durchaus auch als Novelle bezeichnen, ist hier doch alles zu finden was eine Novelle im klassischen Sinne auszeichnet: Sie behandelt ein außergewöhnliches Ereignis, sie besitzt einen Wendepunkt, der alles verändert, die Handlungsführung ist straff und geradlinig , die durch dramatische Elemente gekennzeichnet sind und sie besitzt eine strenge, geschlossene Form.

„Das Fell des Bären“ ist ein stilles, poetisches und doch kraftvolles Buch, das in seiner direkten Sprache aus der Sicht des Zwölfjährigen eine dichte Atmosphäre entstehen lässt. Die Geschichte wurde mit Jack London verglichen, hat mich aber in den Beschreibungen und Schilderungen aus der Sicht des Zwölfjährigen gelegentlich auch an Herman Hesse erinnert. Wie auch immer, das Fell des Bären ist ein tiefsinniges, spannendes und ergreifendes Leseerlebnis.

 

“Das Fell des Bären” in der Stadtbücherei Würzburg

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Buchtipp: Matteo Righetto – Das Fell des Bären
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