Kartons werden über den Boden geschleift, übereinander gestapelt, mit scharfen Papiermessern aufgeschlitzt. Geschäftiges Einräumen der Regale. Anordnungen, Lachen und Staub liegen in der Luft. Zwischen Preisschildern, durch Sonderangebote abgeschirmt, kuscheln Zwei nahe zusammen, liebäugeln und flüstern:
Magst Du mich? Ich finde Dich nett.
Ja, ich Dich auch – finde Dich nett.
Du und ich …
Wie? Du und ich… Und?
Sag ich doch – wir – wir: Du und ich, wir wären ein ideales Paar.
Wir ein Paar? Zweisamkeit?
Wieso nicht? Du in Deiner schlanken Gestalt – beneidenswert … kantig.
Ach ja! Und Du mit Deinem Verbesserungswahn in Deiner Biegsamkeit – hinreissend.
Sag ich doch: Form, Eleganz und Biegsamkeit. Wir wären ein ideales Paar – ein Traumpaar!
Sie prüfen sich und wägen ab. Sie werden ein Paar: er der biegsame Reinheitsfanatiker und sie, die Kreierende wie auch Kopierende von Zeichen, Strichen, Linien. Von nun an reibt und rubbelt er mit sanfter Weichheit kosend über ihr Geschriebenes. Sie liebt sein Verwischen. Sie lebt von seinem Abrieb. Ihm zu liebe schreibt sie stetig neue Zeichen, entwirft und skizziert, schattiert und notiert, füllt Blatt für Blatt. Lustvoll, dienstbeflissen leben sie ihre Zeit und verbrauchen sich gegenseitig. Mehr liegt nicht in ihrem Verlangen. So ist es ihnen bestimmt.
Und der Mensch kauft weiterhin Bleistifte und Radiergummis. Und weiterhin werden Schreibwaren eingepackt, ausgepackt, sortiert und präsentiert, verschenkt, verkauft und verbraucht – nicht nur am
27. April, dem Tag der Papierwaren, dem World Stationery Day.
Elisabeth Schilling-Küng, Schreibwerkstatt